Frau sucht Trost in den Armen eines Mannes

Wenn die Tränen fließen

Weinen ist eine emotionale Reaktion und als solche ganz normal. Gefühlen durch Tränen Ausdruck zu verleihen kann helfen, besser mit ihnen umzugehen. Wer aber häufig ohne offensichtlichen Grund weint, sollte die Ursachen dafür klären.

Ob aus Trauer und Schmerz, Freude oder Rührung, allein oder in Anwesenheit anderer – ab und zu gibt es Momente, in denen bei jedem die Tränen fließen. Mit dieser Fähigkeit sind wir in der Natur etwas besonderes, denn der Mensch ist das einzige Lebewesen, welches weinen kann. Doch warum kommt es überhaupt zu diesem sichtbaren Gefühlausbruch und wie reagiert man am besten auf die Tränen anderer?

Weinen ist immer ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Kontrollverlust, sowohl in positiven als auch in negativen Momenten. Schnell fließen die Tränen, wenn wir von unseren Gefühlen überwältigt werden. Das kann aus Freude und Rührung geschehen, aber auch Trauer, Schmerz und Wut sorgen dafür, dass alle Dämme brechen. Rund 100 Liter der salzigen Tränenflüssigkeit werden im Laufe eines Menschenlebens von jedem Einzelnen geweint. Zu dem charakteristischen Schluchzen kommt es übrigens, weil sich die Atemwegsmuskulatur beim Weinen verkrampft.

Aber warum reagieren wir mit einer vermehrten Tränenbildung, wenn uns eine Situation emotional überfordert? Diese Frage ist bis heute nicht vollständig geklärt. Manche Wissenschaftler vertreten die These, dass das Weinen eine Form der Kommunikation ist und beim Gegenüber Hilfsbereitschaft auslösen soll. Eine andere Vermutung ist, dass es als eine Schutzreaktion des Körpers dient, um mit Emotionen besser umgehen zu können.

Rote Augen, ein lautes Schluchzen und dicke, über die Wangen rinnende Tränen – wenn andere weinen, ist dieser Anblick für uns meist schwer zu ertragen. Fühlen Sie sich in solchen Momenten auch hilflos und wissen nicht, wie Sie den Betroffenen trösten können? Das müssen Sie nicht, denn oft können Sie bereits helfen, indem Sie einfach da sind und Ihrem Gegenüber somit emotionale Unterstützung bieten. Schenken Sie den Gefühlen des Weinenden Aufmerksamkeit und hören Sie ihr oder ihm geduldig zu. Veränderungen brauchen manchmal Zeit, besonders wenn sich der Betroffene noch in einer Phase der Trauer und Ratlosigkeit befindet. Drängen Sie deshalb nicht darauf, dass das Problem sofort angepackt wird.

Einerseits kann weinen sehr befreiend wirken, weil den Gefühlen ein Ventil verschafft wird. Manchmal kann es die Situation aber auch verschlimmern: Beim lang andauernden, ohnmächtigen Weinen aus Wut oder Verzweiflung steigern sich manche Personen regelrecht in ihr Elend hinein, anstatt negative Gefühle abzubauen. Hier sollten Sie Ihre Hilfe anbieten.

Weinen erschöpft. Nach dem Gefühlausbruch fühlt sich der Betroffene meist ausgepowert und kraftlos. Gründe dafür sind die erhöhte Herzschlagfrequenz und unregelmäßiges Atmen, was in Summe eine Menge Energie verbraucht. Nach der Tränenflut hat man zudem häufig mit geschwollen Augen oder Kopfschmerzen zu kämpfen. Letzteres ist der Anstrengung und Anspannung geschuldet und kann von Ihnen am besten mit Ruhe und Schlaf kuriert werden. Sind Ihre Augen angeschwollen, sollten Sie diese nach dem Weinen kühlen.

Seinen Gefühlen ab und zu durch Tränen Luft zu machen, ist eine ganz normale Reaktion. Neigen sie jedoch zu häufigen Weinen, ohne dass ein triftiger Grund vorliegt, sollten sie dies nicht einfach hinnehmen. Manchmal können eine Depression oder Nebenwirkungen von Medikamenten der Auslöser sein. Auch zu viel Stress und starke psychische Belastungen sorgen dafür, dass häufig schon bei Kleinigkeiten die Tränen kullern.

Überlegen Sie, welche Ursachen das Weinen bei Ihnen haben könnte und versuchen Sie, Lösungen zu finden. Bei Überforderung kann es bereits helfen, manche Aufgaben abzugeben oder weniger wichtige ganz zu streichen. Vermuten Sie eine depressive Verstimmung oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten als Grund, sollten Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Nicht immer sind Tränen Zeichen eines Gefühlsausbruches. Unser Auge ist stets von einem Film aus Tränenflüssigkeit umgeben, der es vor der Austrocknung schützt. Liegt nun eine Reizung des Auges vor, z.B. bei einer Allergie oder einer Bindehautentzündung, erfolgt eine Überproduktion. Ähnlich verhält es sich, wenn ein Fremdkörper in das Auge gekommen ist. Durch die vermehrte Tränenflüssigkeit soll dieser ausgespült werden.

Übrigens: Der schützende Tränenfilm hat eine andere Zusammensetzung als die gefühlsbedingten Tränen, denn er enthält neben Wasser auch Fett und Enzyme, die Bakterien abtöten können.

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