Demenz – Nur vergesslich oder schon dement?

Ein schlechteres Namensgedächtnis, kleine Erinnerungslücken – und plötzlich fragen Sie sich: Ist das vielleicht schon Demenz? Oft ist unser Gehirn im Alltag überlastet. Wir schalten auf Autopilot und nehmen Dinge nur mit halber Aufmerksamkeit wahr. Mit fortschreitendem Alter liegt jedoch der Verdacht nahe, dass sich ähnliche Situationen als erste Anzeichen von Demenz zeigen. Ab einem Alter von 65 Jahren steigt das Risiko einer Erkrankung stark an. Betroffene benötigen umfassende Therapien und viel Beistand durch ihre Angehörigen. 

Unter dem Begriff "Demenz" versteht man eine Gruppe von Erkrankungen, die das Gehirn betreffen. Sie führen auf längere Sicht zum Verlust der geistigen Fähigkeiten. So lässt sich das Wort aus dem lateinischen (de: weg; mens: geist) mit "Weg vom Geist" übersetzen. Die Betroffenen haben ein schwaches Erinnerungsvermögen, können Zusammenhänge nur noch schlecht erkennen und leiden zunehmend unter Sprachproblemen. Auch das Verhalten und die Persönlichkeit ändern sich. Selbst Angehörige erkennen den Menschen von früher kaum wieder.

Die Krankheit schreitet stetig voran und durchläuft dabei mehrere Stufen. Die meisten Patienten erkranken im fortgeschrittenen Alter an Demenz. Doch es gibt auch jüngere Demenzpatienten, welche meist an bestimmten Formen der Erkrankung leiden. 

Arten der Demenzerkrankung

Primäre (erstrangige) Demenzen

Auslöser dieser Formen ist die Krankheit selbst. Primäre Demenzen haben ihre Ursache direkt im Gehirn der Betroffenen. Sie können nicht rückgängig gemacht werden und machen den Großteil der Fälle aus. 

Sekundäre (zweirangige) Demenzen

Sie entstehen in der Folge von anderen Erkrankungen (z.B. Stoffwechselerkrankungen, Alkoholsucht) oder der Einnahme von Medikamenten. Eine Besserung ist möglich, wenn die Grunderkrankung behandelt wird. Jedoch machen sie nur einen kleinen Prozentsatz der Erkrankungen aus. 

Formen der Demenzerkrankung

  • Alzheimer-Krankheit
    Die bekannteste und häufigste Art wurde nach ihrem Entdecker, Alois Alzheimer, benannt. Etwa 60 bis 70 Prozent aller Demenzpatienten leiden an Alzheimer. Dies ist der Grund, warum dieser Name im täglichen Sprachgebrauch oft allgemein für Demenz genutzt wird. Bei dieser Demenzart sammeln sich bestimmte Eiweiße im Gehirn der Patienten an ("Plaques" und "Tangles"), wodurch Gehirnzellen absterben. 
     
  • Vaskuläre Demenz
    Bei einer vaskulären Demenz wird das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet. Dadurch sterben Gehirnzellen ab. Auslöser können ein Schlaganfall oder eine Verengung der Blutgefäße sein. 
     
  • Lewy-Körperchen-Demenz
    Die so genannten Lewy-Körperchen sind Eiweißablagerungen. Sammeln Sie sich im Gehirn an, entsteht diese dritthäufigste Form der Demenz. Betroffene leiden häufig an Halluzinationen. 

Eines der Symptome von Demenz im Anfangsstadium ist ein verschlechtertes Kurzzeitgedächtnis. Die Patienten können sich nicht mehr erinnern, was sie gestern zum Mittag gegessen haben oder welcher Film im Fernsehen lief. Ereignisse, die länger zurückliegen, werden aber ohne Probleme abgerufen. Die Aufmerksamkeit lässt ebenso nach wie die Konzentration. Auffällig ist zudem, dass die Betroffenen immer häufiger nach den richtigen Worten suchen. Es fällt ihnen schwerer, Sätze zu formulieren. Infolge dessen wird die Sprache einfacher. Besonders zum Beginn der Erkrankung nehmen die Patienten die eigenen Veränderungen deutlich wahr. Sie sind beschämt und reagieren zum Teil wütend, manche ziehen sich immer mehr zurück.

Mit der Zeit, also im fortgeschrittenen Stadium, fällt ihnen die selbstständige Bewältigung des Alltags immer schwerer. Selbst einfache Handlungen wie das Anziehen oder die Körperpflege werden zur Herausforderung. Die Betroffenen sind nun auf zusätzliche Unterstützung durch Angehörige oder Pflegepersonen angewiesen. Diese Situation verschärft sich, wenn auch die räumliche und zeitliche Orientierung nachlässt. Die Demenzerkrankten haben dann Probleme, ihren Aufenthaltsort zu benennen und können nicht mehr sagen, welcher Tag gerade ist. Ihr Urteilsvermögen ist eingeschränkt, was zu gefährlichen Situationen im Haushalt oder Straßenverkehr führen kann. Zusammenhänge werden nicht mehr erfasst und selbst kleine Probleme schier unlösbar. Durch all diese Faktoren verändert sich die Person in ihrem Verhalten und ihrer Persönlichkeit. Die Handlungen sind für andere oft nicht nachvollziehbar.  

Im späten Stadium der Demenz werden selbst nahe Angehörige nicht mehr erkannt. Die Betroffenen vermischen Orte und Zeiträume, leiden mitunter an Halluzinationen oder fühlen sich verfolgt. Auch Alltagsgegenstände und ihre Verwendung können nicht mehr richtig zugeordnet werden. Die Stimmungen einer erkrankten Person schwanken stark.

Im Endstadium geht die Sprache fast vollständig verloren. Die Betroffenen scheinen oft teilnahmslos. Zusätzliche Probleme ergeben sich durch Schluckstörungen, der Anfälligkeit für Infektionskrankheiten und der Sturzgefahr. 
 

Beobachten Sie an sich oder einem Angehörigen mögliche Anzeichen von Demenz, sollten Sie zunächst ärztlichen Rat suchen. Nicht immer ist eine Erkrankung Schuld. Das Nachlassen von geistigen und körperlichen Fähigkeiten geschieht auch im Zuge des normalen Alterungsprozesses. Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin kann feststellen, ob es sich tatsächlich um eine Demenz handeln könnte. Bei Bedarf erhalten Sie eine Überweisung an einen Facharzt oder eine Fachärztin für Neurologie. 

Demenz ist bis heute nicht heilbar. Allerdings gibt es Behandlungsmöglichkeiten und Therapien, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können. 

  • Physiotherapien fördern die Beweglichkeit
  • Logopädische Therapien helfen den Patienten beim Erhalt ihrer Sprachfähigkeit
  • Ergotherapien stärken die Feinmotorik und die Alltagskompetenz 
  • Medikamente lindern die Symptome und helfen den Betroffenen, ihr Leben möglichst lange selbstbestimmt zu gestalten

Ist das selbstbestimmte Leben nicht mehr möglich, kann die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung der richtige Schritt sein. Hier erhalten Demenzpatienten professionelle Unterstützung, eine Rund-um-Betreuung und Therapieangebote.  

Da die genauen Hintergründe zur Entstehung von Demenzen bis heute nicht vollständig geklärt sind, fällt eine gezielte Vorbeugung schwer. Wie bei vielen anderen Erkrankungen kann jedoch ein gesunder Lebensstil maßgeblich dazu beitragen, Ihr Demenzrisiko zu senken. Dazu gehören

  • eine gesunde Ernährung,
  • regelmäßige Bewegung, 
  • genug Schlaf,
  • geistige Aktivitäten wie lesen oder rätseln und
  • kreative Tätigkeiten, die das Gehinr fordern und fit halten

Auf Alkohol und Nikotin sollten Sie wiederum verzichten. So senken Sie auch Ihr Risiko für Gefäßerkrankungen, die eine Demenz nach sich ziehen können. 

Das soziale Miteinander spielt in jeder Hinsicht eine sehr wichtige Rolle. Tauschen Sie sich so oft wie möglich mit anderen aus. So erhalten Sie neue Eindrücke und regen Ihr Sprachzentrum an. Einsamkeit und mangelnde Gesellschaft können eine Demenz wiederrum schneller voranschreiten lassen. 
 

Für Angehörige ist es schwer mit anzusehen, wie die Demenzerkrankung fortschreitet. Viele fühlen sich in dieser Situation hilflos. Dabei können Sie aktiv dazu beitragen, die Lebensqualität der Ihnen nahestehenden Person trotz Demenzerkrankung zu erhöhen. 

  • Seien Sie da und geben Sie emotionale Nähe sowie Sicherheit.Dies ist für Demenzerkrankte besonders wichtig, weil sie sich in ihrer Welt zusehends schlechter zurechtfinden und somit unsicher werden.
  • Nehmen Sie Gefühle wie Angst oder Niedergeschlagenheit ernst und spenden Sie Trost.
  • Kurze Sätze, eine klare Sprache und einfache Fragen erleichtern die Kommunikation.
  • Körperliche Nähe, wie eine Umarmung oder das Halten der Hand, können beruhigend wirken. Achten Sie aber darauf, ob Ihr Gegenüber diese auch zulässt. 
  • Insofern dies möglich ist, machen Sie zusammen einen kurzen Spaziergang und lassen Sie den geliebten Menschen auch weiterhin an alltäglichen Dingen teilhaben.
  • Musik oder alte Fotos wecken schöne Erinnerungen an frühere Zeiten. Hören Sie gemeinsam ein Lied aus der Jugendzeit oder schauen Sie sich Bilder vom ersten Familienurlaub an.  

Manche Verhaltensweisen können Sie als Angehörige vor große Herausforderungen stellen. Wichtig ist: Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen ein und nehmen Sie Anschuldigungen oder Kritik nicht persönlich. Statt Handlungen zu hinterfragen oder Aussagen zu widersprechen, gehen Sie auf die Person ein. Die Erkrankten leben in ihrer eigenen Welt – diese fühlt sich für sie jedoch echt an. Seien Sie deshalb behutsam und versuchen Sie nicht, das Erleben immer wieder "gerade zu rücken".  

Und nicht zuletzt: Auch Ihre Kraft ist begrenzt. Um für jemand anderen da sein zu können, müssen Sie sich selbst genügend Pausen gönnen. Verteilen Sie, wenn möglich, Aufgaben innerhalb der Familie und wechseln Sie sich bei der Pflege ab. Spezielle Schulungen für Angehörige von Demenzkranken können helfen, mit der Belastung besser umzugehen. Zögern Sie nicht, bei Bedarf auch Unterstützung oder externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. 

Weitere Informationen

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat umfassende Informationen sowie Adressen zu Beratungs- und Hilfsangeboten zusammengestellt. 

  Wegweiser Demenz

Infofilm

In einem kurzen Video des Bundesministeriums für Gesundheit erfahren Sie, wie eine Demenz entsteht und wie sie behandelt werden kann.

  Kurzfilm ansehen

Selbsthilfe & Unterstützung

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft bietet Ihnen darüberhinaus hilfreiches Hintergrundwissen, Filme, Podcasts und Foren zur Erkrankung sowie wertvolle Informationen zur Selbsthilfe bei Demenz.

  Webseite DAlzG

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