Ärztin schaut die Zunge eines kranken Jungen an

Scharlach – Mehrfacherkrankung nicht ausgeschlossen

Können Sie sich etwas unter dem Begriff „Himbeerzunge“ vorstellen? Der ein oder andere wird vermutlich nur verständnislos mit dem Kopf schütteln. Viele Eltern wissen jedoch: Es handelt sich dabei um ein typisches Merkmal der Infektion mit Scharlach. Die Erkrankung ist hochansteckend. Während andere Kindererkrankungen jedoch eine Immunität des kleinen Patienten mit sich bringen, die im Anschluss ein Leben lang anhält, können im Fall von Scharlach auch mehrere Infektionen auftreten. Wie Sie die Symptome richtig deuten und warum eine ärztliche Behandlung unverzichtbar ist, haben wir für Sie im folgenden Überblick zusammengestellt.

Ausgelöst wird Scharlach durch eine bestimmte Bakterienart, die A-Streptokokken, welche durch Tröpfchen- oder seltener durch Schmierinfektion übertragen werden. Sie sondern Gifte, die so genannten Scharlachtoxine, ab und lösen so die Symptome einer Erkrankung aus. Zahlreiche Menschen tragen den Erreger in sich und geben ihn weiter, bleiben selbst aber oft gesund.
Die Inkubationszeit, also der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung, beträgt etwa zwei bis vier Tage. Bereits in dieser Zeit sind die Betroffenen für andere ansteckend. Unbehandelt bleibt diese Gefahr etwa drei Wochen erhalten.
Meist tritt die Erkrankung bei Kindern zwischen drei und zehn Jahren auf. Dabei kommt es häufig zwischen Herbst und Frühjahr zu vermehrten Fällen von Scharlach, welche sich in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten verbreiten. Doch auch Erwachsene sind nicht vor einer Ansteckung gefeit. Oftmals werden die Krankheitsfälle jedoch nicht als Scharlach erkannt, sondern mit Mandelentzündungen oder ähnlichen Beschwerden in Verbindung gebracht. Babys bis zu einem halben Jahr stecken sich hingegen kaum an, da ihnen von der Mutter ein gewisser Nestschutz mitgegeben wird.

Im Krankheitsverlauf zeigt sich zunächst plötzliches, hohes Fieber, das mit Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, vergrößerten Mandeln und geschwollenen Lymphknoten einhergeht. Auch Übelkeit, Kopfschmerzen und Schüttelfrost können zu den Anfangssymptomen zählen. Schließlich entsteht nach ein bis zwei Tagen ein nicht juckender Ausschlag mit kleinen, blassrosa Flecken. Dieser zieht sich vom Brustkorb sowie der Achsel- und Leistengegend schließlich über den ganzen Körper. Lediglich der Bereich zwischen Mund und Kinn sowie die Handinnenflächen und Fußsohlen bleiben frei. Die Flecken fließen schließlich zusammen und wandeln ihre Farbe in wahrhaftiges scharlachrot - Nicht umsonst wird der Begriff für eine besonders intensive Färbung in besagtem Ton verwendet. Der Ausschlag fühlt sich rau an und hinterlässt beim Verschwinden schuppige Haut, die sich ablöst.
Als weiteres Symptom entwickelt sich die bereits erwähnte Himbeerzunge. Dabei ist die Zunge des Betroffenen zunächst belegt und rötet sich schließlich. Auch sind die Geschmacksknospen geschwollen, so dass sie einer Himbeere in Farbe und Aussehen ähnelt.

Es existieren zahlreiche Untergruppen des Scharlacherregers, die die Erkrankung auslösen. So erklärt sich auch, warum sich Ihr Kind mehrmals mit Scharlach anstecken kann: Infiziert es sich mit einer anderen Art, ist eine erneute Erkrankung möglich. Ebenfalls in der Vielzahl der Erregerformen liegt der Umstand begründet, dass keine Impfung gegen Scharlach existiert.
Bei Verdacht kann die Erkrankung beim Arzt über einen Schnelltest diagnostiziert werden. Die Behandlung erfolgt schließlich mit Antibiotika, zumeist Penicillin, über zehn Tage. Bei einer Unverträglichkeit kommen alternative Wirkstoffe zum Einsatz. Bereits 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikabehandlung ist keine Übertragung der Erkrankung mehr möglich und auch die Symptome bessern sich zusehends. Allerdings sollten Sie die Therapie unbedingt über den angegebenen Zeitraum fortsetzen, auch wenn bereits eine Besserung erfolgt. Von alternativen Therapieformen wird im Fall von Scharlach abgeraten, da sonst Komplikationen möglich sind und sich die Ansteckungsdauer stark verlängert. Unterstützen Sie den Behandlungserfolg, indem Sie für Bettruhe sorgen, Ihrem kleinen Patienten viel zu trinken geben und bei Schluckbeschwerden weiche Nahrung anbieten. Auch fiebersenkende Maßnahmen, wie beispielsweise Wadenwickel, können bei Bedarf hilfreich sein.
Solange die Ansteckungsgefahr andauert, kann Ihr Kind den Kindergarten oder die Schule nicht besuchen. Danach sollte es noch einige Tage genesen und zu Kräften kommen.

Ein Besuch beim Kinderarzt ist nicht nur aufgrund der notwendigen Behandlung mit Antibiotika unumgänglich. In den Bundesländern Sachsen und Thüringen muss jeder Fall von Scharlach außerdem dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Nicht zuletzt kann es ohne Behandlung zu Komplikationen wie einer Mittelohr-, Nasennebenhöhlen- oder Lungenentzündung kommen. In besonderer Schwere können ein toxischer Verlauf, welcher auftritt, wenn die Bakteriengifte in großer Zahl in die Blutbahn gelangen, oder das so genannte rheumatische Fieber auftreten. Unter ärztlicher Aufsicht und bei einer umsichtigen Behandlung sind solche Komplikationen mittlerweile jedoch sehr selten.

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